Rezension
«Paul hätt gern den Kopf voll Wolle... statt im Gesicht ’ne dicke Knolle», reimt es sich da neckisch zum Glatzkopf mit Tiefenbräune – auf dem nächsten Bild ist dann Pauls überdimensionierter Riechkolben abmontiert und entlarvt sich als Kartoffel. – Tja, das Aussehen gibt so manchen Anlass für Vergleiche, und so kann man auf den 22 lustigen Porträts im neuen Pappbilderbuch von Antje Damm und Susanne Koppe auch jede Menge Alltagsgegenstände entdecken: Spaghettihaare etwa, oder Lakritzschnecken-Locken, Apfelbäckchen und Linsen-Sommersprossen. Der Witz daran: All diese Sachen wurden wie schon in Damms Vorgänger «Was ist das?» abfotografiert und so pfiffig in die gezeichneten Konterfeis hineinmontiert, dass kleine Kinder schon genau gucken müssen, um sie in ihrem neuen Kontext zu erkennen. Eine Seite weiter folgt dann nicht nur der Rest des Rätselreims, sondern als Auflösung auch das Ding in natura. Und damit der Beweis für jede Menge Analogien in Form, Farbe und Konsistenz: Stimmt ja, ein Knäuel Wolle sieht wirklich aus wie Omas Dutt, eine halbe Melone wie ein Hut und ein Pinsel ist einem Schnauzbart ganz schön ähnlich! Das ist mit unterschiedlichen Zeichenstilen, Materialien und Hintergründen nicht nur spannungsreich in Szene gesetzt, sondern funktioniert auch als kreative Einladung, um Vertrautes mit neuen Augen zu sehen und um die Ecke zu denken. Und genau mit diesen beiden Fertigkeiten fängt Kunst im weitesten Sinne ja schon an... Susanne Koppe hat zu Damms Gesichtergalerie fantasievolle, eingängige Reime gemacht. Beides zusammen ergibt ein Pappbilderbuch de luxe!
Marion Klötzer
Buch&Maus 1/2013, S. 24