Rezension
Der Schulanfang ist für die meisten Kinder eine schöne, eine spannende und erwartungsfrohe Zeit. So auch für Ida, die nach ihrer Einschulung zum ersten Mal alleine in die Schule geht. Das Klassenzimmer findet sie ganz selbständig, die Lehrerin erkennt sie an den roten Haaren und an ihrem Geruch, nur an den Namen erinnert sie sich nicht. Aber das macht nichts, Frau Bender stellt sich zum Glück noch einmal vor.
Weniger froh ist Ida jedoch, als kurz darauf ein Junge neben sie gesetzt wird: «Dahin, wo viel besser ein anderes Mädchen hingepasst hätte und auf gar keinen Fall ein Junge. Auf gar keinen Fall!» Ihn findet sie erst richtig nett, als er sich wenige Tage später als Einziger mit ihr freut, weil sie auf dem Weg zur Schule Regenwürmer rettet. Frau Bender hingegen freut sich nicht: Frau Bender schreibt Ida einen Eintrag ins Heft, weil sie zu spät zur Schule gekommen ist. Zum Glück interessiert sich Idas Mama mehr für die Regenwürmer als für den Eintrag. Zusammen finden sie heraus, dass der Regenwurm zum «wirbellosen Tier des Jahres» ernannt worden ist. Und so lernt Ida aus ihrer Rettungsaktion einiges – über Würmer und über Freundschaft. Und darüber, dass man auch mal zu spät in den Unterricht kommen darf, wenn man einen triftigen Grund hat.
Antje Damms erste Erzählung für Kinder ist ein kleines Stück Autobiographie. Die Regenwürmerrettungsaktion hat es wirklich gegeben, den Eintrag auch. Den hat die studierte Architektin und renommierte Illustratorin auch prompt eingescannt und auf der letzten Buchseite abgedruckt. «Regenwurmtage» ist aber auch ein kleines Stück Trotz – und eine starke Botschaft an junge Menschen, für ihre Überzeugung einzutreten und sich die Freude an der Schule weder von lachenden MitschülerInnen noch von strengen Lehrpersonen verderben zu lassen.
Maren Bonacker
Buch&Maus Heft 3/2011, S. 26